PC-Tipps
Achtung - Kontrollverlust! Windows-10-Update zerstört Ihre persönlichen Einstellungen!
Eigentlich wollte Windows 10 Kontinuität ins Computerleben bringen: Nie mehr ein veraltetes System. Keine Notwendigkeit, neue Versionen zu kaufen und installieren zu müssen. Neue Funktionen und technische Verbesserungen mit laufenden Updates. Stattdessen: Alle ca. 9 Monate eine aufgezwungene, gigantische Neuinstallation, die ärgerlicherweise mit dem Verlust mühsam eingestellter Standardeinstellungen einher geht.
Gestern, am 11. April 2017 betrauern wir den Tod des Betriebssystems Windows Vista. Ok, sicher weinen Sie genau, wie ich, dieser ungeliebten Software keine Träne nach. Abgehakt. Gleichzeitig war der Geburtstag von Windows 10 - und zwar der vierten Ausgabe, Versionsnummer 1703, Name: "Creators Update". Technisch gesehen, handelt es sich hierbei um eine komplette Neuinstallation des gesamten Systems. Und genau das ist die Krux an der Sache. Viele Ihrer persönlichen Einstellungen werden damit überschrieben und dahin zurück gesetzt, wie es Microsoft am besten in den Kram passt. Sie selbst haben keine Kontrolle darüber, können es nicht verhindern. Wenn Sie eine Meisel-Installation zu Ihrem PC mitgekauft haben, ist Etliches futsch. Danken Sie Microsoft dafür!
Eigentlich müsste die 1703-er Version von Windows 10 Windows 12 heißen. Aber Microsoft hat im Jahr 2015 beschlossen, dass nach Windows 8 nicht 9 sondern 10 kommt und danach überhaupt nicht mehr weiter gezählt wird. Damit will der Hersteller einen gewissen "Ewigkeitcharakter" heraus stellen, nämlich, dass künftige Weiterentwicklungen laufend einfließen und das System dadurch jederzeit auf dem aktuellen, technischen Stand ist und nie veraltet. "SaaS" nennt sich das - Software as a Service.
Das wäre schön und gut, wenn es wirklich so, nämlich kontinuierlich funktionieren würde. Genau das tut es aber nicht. Wie wir sehen, liefert Microsoft inzwischen das vierte Mal ein "Update" das sich benimmt, wie eine Neuinstallation:
- Es wird ein gigantisches Datenpaket von mehreren Gigabyte über's Internet heruntergeladen. Dabei kann Ihr Internet-Zugang, wenn es ein langsamer ist, tagelang unter Last stehen. Im schlimmsten Fall können sogar Mehrkosten entstehen, wenn Sie z.B. auf ein begrenztes Datenkontingent beschränkt sind.
- Das Update entfernt das alte Windows (es wird zur Sicherheit in Kopie eingepackt und eine Zeitlang aufbewahrt) indem es die neue Version komplett darüber kopiert.
- Das Procedere dauert mehrere Stunden, während derer Ihr Computer unbenutzbar ist.
- Sie können das Update zwar verschieben aber nicht dauerhaft verweigern. Irgendwann aktualisiert sich Ihr Computer zwangsweise.
- Am Ende sitzen Sie vor einem Gerät, das Sie nicht mehr wiedererkennen, weil Dinge passiert sind, die Sie nie wollten.
Das Update wird übrigens in Wellen verteilt. D.h. von Region zu Region zeitverzögert, sonst würden die Downloadserver den Ansturm nicht verkraften. Mit folgendem müssen Sie rechnen, sobald Sie "dran" sind:
- Es wurden neue Apps installiert. Das kann ein Vorteil sein, wenn sie Sinnvolles bieten oder auch lästig, wenn es nur Werbemüll oder unnütze Spiele sind.
- Ihre Einstellungen für Standardprogramme wurden zerstört und andere Programme haben die Verarbeitung entsprechender Dateitypen gekapert. Wenn Sie z.B. Firefox als Standardbrowser, PDF-XViewer als PDF-Betrachter, VLC-Player als Medienabspieler und IrfanView als Bildbetrachter hatten, werden danach beim Klick auf die entsprechenden Links oder Dateien statt dessen der Broswer "Edge" und die Foto- und Video-App gestartet. Das ist extrem ärgerlich, weil die ersetzten Programme z.T. völlig anders bedient werden und nur einen Teil der Funktionen der ursprünglich von Ihnen bewusst eingesetzten Programme bieten. Sie müssen nun über die Systemsteuerung unter "Standardprogramme" alles wieder manuell richten.
- Weitere Einstellungen, die z.B. die Privatsphäre betreffen, wurden geändert. Wenn Sie den betreffenden Schalter nicht bewusst aus schalten, wird z.B. eine von Ihnen bewusst deaktivierte Werbe-ID einfach wieder eingeschaltet. So werden Sie wieder gläsern. Es empfiehlt sich, z.B. das kostenlose Tool "O&O ShutUp10" erneut die Einstellungen zurecht rücken zu lassen - s.a. mein Artikel "Windows 10 - ein Fazit". Bei Meisel-Installationen ist eine Zusammenstellungsdatei mit sinnvollen Voreinstellungen mitgeliefert.
Weiterführende Informationen über das Windows 10 Creators Update:
- Windows 10 Creators Update: Erste Upgrade-Erfahrungen (Heise-News)
- Windows 10 Creators Update: Alle Neuerungen im Überblick (PC-Welt)
12. 4. 2017