PC-Tipps
Sand im Getriebe - Mein Computer lahmt
Warum kriecht Ihr Computer im Schneckentempo? Was Sie dagegen tun können.

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Computer ist zur Schnecke geworden, fragen Sie sich, was Sie dagegen tun können? Sie stehen damit nicht allein. Es gibt etliche Gründe, wie das kommt und einiges, was Abhilfe schafft.
Wie ein Computer seinen Drive verliert
Zu den Hauptursachen dafür, dass Sie "denken" Ihr Computer wäre langsamer geworden, kommen wir gleich. Zunächst sei allerdings angemerkt, dass Ihr Computer in aller Regel nicht tatsächlich langsamer rechnet. Es handelt sich schließlich um eine Maschine, deren Hardware nicht dadurch langsamer wird, weil einfach nur Zeit verstreicht. Vielmehr ist es so, dass die Maschine allmählich immer mehr zu tun bekommt und es sich für Sie so "anfühlt", als würde sie langsamer arbeiten, da Sie ja nicht ahnen, was das Gerät im Hintergrund alles noch so beschäftigt.
- Der Klassiker und größte Ressourcenfresser sind unnötig installierte Programme, die während des Bootvorgangs mitgestartet werden. Darunter fallen sowohl Hintergrunddienste, die Sie nicht offensichtlich bemerken, als auch Programme, die als Fenster oder kleines Symbol auf der Taskleiste angezeigt werden.
- Zu wenig Hauptspeicher - Das ist meist ein Folgeproblem des vorgenannten Punktes. Denn wenn immer mehr Programme immer mehr Speicher belegen, läuft dieser irgendwann voll und das Betriebssystem beginnt damit, die vergleichsweise lahme Festplatte als Speichererweiterung zu benutzen. Diese Zugriffe laufen dann 1000x langsamer ab, als normal.
- Timeouts - das sind Hänger, während denen gar nichts passiert, außer, dass der Computer auf etwas wartet, was längst hätte passieren müssen. Beispiele sind beschädigte Festplatten, nicht antwortende Internet-Server, Treiberprobleme...
- Fragmentierte Festplatte - eigentlich auch ein Klassiker. Allerdings verzögert eine fragmentierte Festplatte bei weitem weniger stark das normale Arbeiten als z.B. ein ausgelasteter Speicher. Defragementieren bringt vielleicht 10 oder 20 % Geschwindigkeitsgewinn. Außerdem defragmentiert Windows seit Version 7 regelmäßig, automatisch im Hintergrund Ihre Festplatte, sofern das System genügend Leerlaufzeit dafür findet, wenn Sie es also nicht jedesmal nach Gebrauch sofort wieder herunter fahren. Fragmentierung ist kein Thema, wenn Ihr Computer bereits über eine SSD verfügt. Dazu später mehr.
Natürlich gibt es Ausnahmen, die dazu führen, dass die Rechenleistung wirklich in die Knie geht:
- Überhitzung
Wenn Ihr System nicht mehr genügend Kühlluft bekommt, taktet es sich herunter und rechnet langsamer, um die Wärmeentwicklung zu reduzieren. Im schlimmsten Fall erleben Sie Notabschaltungen, d.h. Ihr Computer stürzt ab. Abhilfe: Luftkanäle und vor allen Dingen mit Staub zugesetzte Kühlkörper und Lüfter reinigen. - Stromversorgung
Wenn die Netzstromversorgung, also das Netzteil Mängel aufweist, kann es sein, dass sich das auf den Betrieb auswirkt. Üblicherweise führen solche Defekte allerdings sehr häufig zu direkten Abstürzen. - Akkubetrieb
Es ist Stand der Technik, dass sich mobile Geräte drosseln, um eine höhere Akkulaufzeit zu erzielen. Hierfür gibt es Einstellmöglicheiten in den verschiedenen Betriebssystemen.
Sperrmüllbeseitigung macht auch müde Maschinen munter
Den größten Effekt erzielen Sie, wenn Sie einfach mal die Müllabfuhr kommen lassen:
- Nicht mehr benötigte Programme deinstallieren
- Autoruns durchsehen und Unnötiges abschalten
- Hintergrunddienste kontrollieren und deaktivieren
Das erfordert einges an Sachverstand, weil man wissen muss, was für den Betrieb bleiben muss und was weg kann. - Datenträgerüberprüfung
Bevor man die Defragmentierung laufen lässt, empfiehlt sich bei der Gelegenheit noch eine Datenträgerüberprüfung. Auch wenn sie nichts zur Leistungssteigerung bei trägt, stellt sie doch sicher, dass das Dateisystem bereinigt und in Ordung ist.
Defragmentierung
Zum Abschluss sorgen wir für eine defragmentierte Festplatte, sofern es sich um ein mechanisches Modell handelt und nicht um eine SSD.
Entstaubung
Hierbei hilft am besten ölfreie Pressluft. Aber Vorsicht! Lüfter werden unter dem Luftstrom zu Turbinen und könnten die Elektrik beschädigen. Nicht zu viel Dampf drauf geben! Alternativ geht auch ein Staubsauger mit Fugendüse. Auch hier Vorsicht, dass man nichts abreißt oder verdrückt.
Hardwareaufrüstung
Um den Computer weiter in Richtung Rennpferd zu bringen, kann man ihm schnellere Hardware implantieren:
- SSD einbauen
Eine SSD ist ein elektronischer Massenspeicher ohne bewegte Teile. Er kann Daten 10- bis 100-Mal so schnell verarbeiten, wie eine herkömmliche Festplatte (HDD). Je nach der Basisgeschwindigkeit Ihres Systems wird Ihr PC gefühlt mind. doppelt so schnell rennen, nachdem Sie die HDD durch eine SSD ersetzt haben. - Mehr Hauptspeicher einbauen
Wenn der oben beschriebene Umstand zutrifft, dass Ihr System an zu wenig RAM-Speicher leidet, kann mehr RAM helfen. I.d.R. ist es aber so, das ein Computer, der mind. 4 GB RAM enthält, problemlos läuft, wenn die installierte Software sauber bereinigt ist und nicht irgendwelche Spezialsoftware mit besonders hohem Speicherbedarf (Spiele, Videoschnitt, wissenschaftliche Anwendungen o.ä.) benötigt wird.
Was in aller Regel nicht mit zu vertretendem Aufwand gelingt, ist, die Rechenleistung des Basissystems an sich zu erhöhen. Denn dafür müsste die CPU ersetzt werden, was aber meist nach sich zieht, dass das gesamte Grundsystem, bestehend aus Hauptplatine, Speicher und eben CPU ersetzt werden müsste. Bei Notebooks scheidet das schon aus mechanischen Gründen aus und ansonsten zieht es sehr hohe Anschaffungskosten nach sich, die einem neuen Computer nahe kommen. Trotzdem kann das natürlich für Bastler interessant sein, um den Computer immer nah am Zahn der Zeit zu halten.
Irrtümer
Hartäckig hält sich übrigens der Irrglaube, dass ein Computer wieder schneller wird, wenn man Bilder, Videos und Dokumente von der Festplatte löscht. Aber nein, dem Rechenknecht ist es egal, wie voll quasi die Zimmer sind. Solange er deren Inhalt nicht anfassen muss, hat er damit ja keine Arbeit. Deswegen ist es wichtig, die oben beschriebenen Bereinigungen zu machen, weil sonst immer wieder die gleiche Rechenleistung abgefordert wird.
Alles zu kompliziert?
Wenn Ihnen das alles zu kompliziert ist, bietet Ihnen Windows 10 inzwischen in den Einstellungen an, das System wieder automatisch flott zu machen.
Sie können dabei wählen, ob alles komplett auf Null gesetzt werden soll, wobei Sie alle installierten Programme und Ihre persönlichen Dateien verlieren oder ob nur die eigenen Dateien behalten werden sollen oder auch die Programme. Dementsprechend hat eine solche Bereinigung unterschiedliche Effekte und zieht mitunter erhebliche Nacharbeiten nach sich.
20.6.2020