Meisel-EDV Verzierung

PC-Tipps

Windows 10 - ein Fazit

Die Frist zum kostenlosen Upgrade auf Windows 10 läuft in Kürze (am 29.7.2016) ab. Welches Fazit kann man nun nach einem Jahr Erfahrungen ziehen und welche Empfehlungen kann man geben?

Im Prinzip lautet mein Fazit genauso, wie in meinem Artikel vom Juni 2015: Wenn Sie zufriedener Windows-7- vor allem aber -8.1-Nutzer sind, gibt es keinen technischen Grund auf Windows 10 umzusteigen! Andererseits kann man nicht sagen, dass Windows 10 per se ein schlechtes System wäre. Es gibt, wie immer im Leben, Pros und Contras und wenn man sich der Minuspunkte (mangelnde Privatshäre) bewusst ist und entsprechend handelt, kann man von den Pluspunkten (modernes, sicheres, nachhaltiges Betriebssystem) profitieren.

Im Folgenden möchte ich Ihnen ein paar Anhaltspunkte geben, die Sie sich vor dem 29.7.2016 durch den Kopf gehen lassen sollten:

Das Ende des sog. "erweiterten Supports"

Für Windows 7 gilt der Stichtag "14. Januar 2020". Ab dann ist Schluss mit Sicherheitsupdates und das System sollte ausgemustert werden. Dieses Schicksal ereilte 2014 Windows XP - s. hier. Falls Sie also ein Gerät mit Windows 7 haben und hoffen, dass Sie es bis 2020 noch nicht wegen Altersschwäche in Rente schicken müssen, hätten Sie jetzt die Chance dieses Gerät mit Windows 10 kostenlos über diesen Zeitpunkt hinaus auf dem technisch neuesten Stand zu halten.

Besitzer von Windows 8.1 haben dafür drei Jahre länger bis zum 10. Januar 2023 Zeit. Wenn Ihr Computer bis dahin sowieso auseinander fällt, weil er dann vielleicht schon acht oder mehr Jahre alt ist, spielt dieses Datum für Sie keine Rolle. Wenn Sie dann einen Neuen kaufen, ist sowieso Windows 10 vorinstalliert (sofern Sie bei einem Windows-Computer bleiben).

Was ist nun mit den Bespitzelungsfunktionen von Windows 10?

Über dieses Thema wurde ja sehr viel kontrovers berichtet. Vieles stimmt, einiges teilweise, etliches aber auch nicht. Hierzu muss man sagen, dass die Insider-Vorschauversionen von Windows 10 bewusst mit ganz vielen automatischen Rückmeldefunktionen (Telemetrie) angereichert waren. Und weil Microsoft diese Vorabversionen sehr breit streute, konnte praktisch jederman überprüfen, was alles so für Daten flossen. Diese Daten haben die Redmonder mit dazu verwendet, das System marktreif zu entwickeln. Gleichzeitig haben aber auch viele Tester dieses Verhalten bemerkt und z.T. undifferenziert darüber berichtet.

Alles gut ist in der Endversion leider trotzdem nicht. Es sind mehr als genug Mechanismen enthalten, die unsere privaten Daten auf fremde Server ins Ausland schicken. Hauptzweck dieser Funktionen ist lt. Microsoft das hehre Ziel, uns Anwender damit glücklich zu machen, dass der Computer uns im täglichen Leben immer mehr helfen will. Wir sollen unterstützt werden, bei dem was wir kaufen wollen, wie wir unsere Freizeit verbringen könnten, was wir anziehen sollten und wenn wir Fragen aller Art haben. Hierzu will der Computer - resp. Microsoft - unsere Lebensgewohnheiten, Vorlieben, Bewegungsprofile, Freunde kennen lernen und das alles mit sog. Big-Data-Technologie verarbeiten. Das alles verkauft uns Microsoft psychologisch geschickt als symphatischen, persönlichen Assistenten. Der ist weiblich und hört auf den Namen "Cortana".

Vor Benutzung Werkseinstellungen abschalten

Ich persönlich halte absolut überhaupt gar nichts von dieser Cortana und empfehle, vor der Benutzung von Windows 10 erstmal alle diesbezüglichen Schalter, die natürlich alle ab Werk eingeschaltet sind, auf AUS zu stellen. Damit man diese Optionen möglichst so lässt, wie Microsoft Sie haben will, sind Sie über etliche Einstellungsfelder verteilt, sehr umfangreich und nicht besonders klar beschriftet. Deswegen empfehle ich ein kleines Fremdprogramm (O&O ShutUp10), mit dessen Hilfe die ca. 50 Optionen ruck zuck eingestellt sind - s. Bild.

Zu beachten ist, dass Windows diese Einstellungen bei größeren Updates immer wieder mal zurück setzt. Man sollte also nach Versionsupdates überprüfen und notalls korrigieren.

Nur mit einem lokalen Benutzerprofil arbeiten

Bei der Einrichtung von Windows 10 werden Sie psychologisch geschickt manipuliert, so dass Sie scheinbar keine andere Wahl haben, als ein Microsoft-Konto zu erstellen, mit dem Sie während der Arbeit ständig verbunden sind. Aus meiner Sicht ist das die zweite Hauptbastion, die Sie abschalten sollten. Microsoft stellt dies natürlich wieder als Segen für Sie dar, weil dann Ihre Dokumente und Einstellungen automatisch zwischen Ihren Geräten synchronisiert werden.

Aus Sicht des Datenschutzes ist diese Vorgehensweise kritisch zu sehen und Sie sollten auf jeden Fall ein lokales Konto anlegen (hierzu müssen Sie ein paar Mal auf ganz versteckte Links klicken, die unerwartet beschriftet sind - Anleitung hier). Ihre tägliche Arbeit verrichten Sie dann in dem so erzeugten, lokalen Computerkonto.

Wenn man alle diese Vorarbeiten in Windows 10 investiert, dürfte die Arbeitsweise und der Privatsphäreschutz dem entsprechen, was man auch bei Windows 8.1 erreichen kann (auch dort sollten Sie etliche Optionen erstmal ab schalten).

Das kostenlose Update jetzt sichern, aber später (vielleicht) nutzen?

Microsoft verspricht das kostenlose Update auf Windows 10 nur bis zum 29.7.2016. Wer später kommt, muss dafür zahlen. Wenn Sie dafür jetzt aber noch nicht bereit sind, können Sie sich die Windows-10-Lizenz vor dem 29.7.2016 sozusagen "auf Vorrat" holen. Der Knackpunkt ist, dass Sie Ihren Computer einmal kurz mit Windows 10 installieren (hierfür gibt es inzwischen mehrere Methoden - s. dieser Artikel), aktivieren und anschließend wieder zurück rollen. Durch eine Windows-10-Aktivierung vor dem 29.7.2016 bekommt ein Computer eine lebenslange Windows-10-Lizenz. Zu dem Zweck wird in der Microsoft-Datenbank eine Maschinen-ID hinterlegt, die Ihren Computer später wieder erkennt und die Wiederaktivierung zulässt - vorausgesetzt, Sie haben keine umfangreicheren Änderungen an der Hardware des PCs vorgenommen.

Unterm Strich

Langfristig werden wir nicht umhin kommen, uns mit Windows 10 zu arrangieren - es sei denn, wir steigen auf Linux um. Leider werden wir immer mehr ausgebeutet - auch von etlichen weiteren Datensammlern. Nur, wer sich für die Datensammelmechanismen interessiert, sie kritisch hinterfragt und aktiv dagegen handelt, kann der totalen Durchleuchtung halbwegs ausweichen.